Foto: Tiger
Datum
Tiger, MF Foto 2019, 6 cm x 6 cm, sw ASA 25
Es freut mich sehr zu bemerken, wie sicher ich im Umgang mit meiner Kiev88 bin. Ohne hinzuschauen lege ich einen neuen Rollfilm ein, nur einen kurzen Blick durch das Fensterchen erlaube ich mir um zu überprüfen, ob mein gefühltes Kurbeln den Negativstreifen des AGFA APX 25 ASA auf das erste Bild gerollt hat. Ja, tatsächlich, nur einen Tick weiter und die 1 steht mitten im Fenster.
Eine Kiev88 mag sehr gute Bilder machen, dennoch ist es keine Hasselblad. Ich habe eine, aber nur ein Objektiv dazu. Deshalb bin ich dann doch oft mit der Kiev88 unterwegs, aber zu behaupten, sie sei ein Nachbau der Hasselblad fällt nur denen ein, die nie eine in der Hand hatten. Alles klickt, schmatzt und läuft easy, während die Kiev immer ein wenig hakelt, Spiel hat, sie knarzt, klackt und hört sich kratzig an, oft muß nachgestellt werden und obwohl die Verschlusszeiten durchaus passabel sind, merke ich doch, dass 1/4 nicht immer 1/4 sind – okay, wir reden hier über etwas hinter`m Komma. Sie ist einfach gefühlseinfordernder, jede Kiev88 ist ein bisschen anders, während sich eine Hasselblad bei einer technischen Begutachtung auch vor 3 Stellen hinter dem Komma nicht zu fürchten braucht – und zwar jede die mir unter gekommen ist. Allein das macht noch keine guten Bilder. Viele Künstler nutzen die Kiev88 aus Kostengründen, denn wenn man es drauf hat, stehen die Fotos denen der Hasselblad in nichts nach, jedenfalls nicht, wenn man sich alles einrichten kann. Anders sieht das schon aus bei Serienschüssen, zum Beispiel Modelfotografie. Geht auch, macht aber weniger Spass, wahrscheinlich mehr Ausschuss und durch rumhantieren und nachstellen hat man möglicherweise auch schnell den Superschußmoment verpasst, oder in der Eile verhuddelt was noch schlimmer ist – aber es geht. Der Kostenunterschied beträgt so ungefähr das 10fache, jetzt, wo analoge Fotografie von digitaler verdrängt wird, früher war das gar nicht bezahlbar, wenn man nicht als Fotograf sein Geld verdient hat.
Warum dann überhaupt noch analog? Für den Modelfotografen mag das eine Frage sein, die er zu Gunsten der digitalen Fotografie beantworten wird. Für den Künstler, oder sagen wir besser für mich, ist der Bildausdruck der analogen Mittelformatfotos ein erheblicher Unterschied zum digitalen. Richtig gemacht (oder hinbekommen :)) wirkt das Bild wie gemalt. Wenn man sich natürlich beim Vogelflug im Wildpark mit einem Digitalfotografen mißt, wird das Ergebnis wohl oft (scheinbar) dürftig ausfallen. Gelingt aber ein optimaler Schuss, ja dann ist die Freude groß und das Ergebnis sieht irgendwie echt aus, bzw. der aus hunderten ausgesuchte Digitalschuss wirkt dagegen ziemlich unauthentisch, eher wie ein Zeitungsfoto, obwohl die Auflösung mittlerweile ähnlich sein soll.
Ich nehme das 80iger Objektiv ab und setze das 700ter drauf, für Anfänger eine hakelige Sache, zu leicht verkantet man, aber mir gelingt es geschmeidigt während mein Blick die einzelnen Kinder weiter vorn beobachtet. Ein Kollege begleitet zusätzlich die traumapädagogische Wohngruppe von 5 Kindern beim Besuch im Tierpark. Er geht vorne, ich hinten und wir haben beide unsere Fotoausrüstung dabei. Alle Kinder sind beschäftigt?, ja, dann mache ich doch mal einen Schuß. Genau in dem Augenblick gibt es Streit zwischen den jüngsten – wegen Tierfutter. Ich bin direkt zur Stelle, halte dabei meine Kamera, die mit einem Trageband um meinen Hals gesichert ist und schlichte. Und während ich rede und schaue, dass sich die beiden nicht zu nahe kommen, tausche ich das Objektiv. Es hört sich vielleicht trivial an, aber schwer traumatisierte Kinder finden häufig keine Grenzen im Streit, dabei ist das ja schon ein Erfolg für sich, wenn die Aggression nicht mehr gegen sich selbst gerichtet wird. Es erfordert höchste Konzentration und Erfahrung. Das Gefummele an der Kamera hat seines dazu beigetragen den Streit zu beenden, hier war es jetzt zufällig, ansonsten ist das auch eine Taktik, durch Ablenkung auf ein anderes Thema den Streit ersmal zu pausieren – nicht vertagen!!! Interessiert schauen die beiden 8jährigen auf den schwarzen Würfel und fragen „dies, das“ (= neudeutsch) und auf einmal haben sie keine Zeit mehr für mich und als ob nie etwas gewesen wäre, tollen sie den Weg gemeinsam Hand in Hand voran zu den Lamas. Jetzt aber schnell, da hinten, ziemlich weit entfernt lugt der Kopf eines Tigers aus dem hohen Gras. Ich bekomme aber keine vernünftige Position, das dicke Gitter ist auch überall im Weg. Schnell, schnell, alles aus der Hand, ein kurzer Entschluss, über den Zaun, gute, feste Position, anvisieren, nichts zu sehen. Ich krieche förmlich in das Objektiv und endlich, bewegte Blätter, Fell zu sehen – jetzt versau es nicht – sobald der Tiger hochguckt. Die Silberplatte hatte ich noch vor dem Zaun herausgenommen, auch das kann im Gefecht passieren: der opimale Schuss – aber es geht nicht – vergessen die silberne Verschlussplatte herauszuziehen. Gleichmäßiges Atmen, er hebt den Kopf nicht, jetzt ist es optimal – und ich drücke ab – klack. Ich schaue weiter durch das Objektiv, nur um mich zu vergewissern, ob ich nicht zu früh fotografiert habe. Aber da ist er schon durch. Langsam nehme ich die Kamera herunter und werde gewahr wie der Tiger, gesenkten Hauptes, vielleicht 2 Meter Abstand, an mir vorbei geht. Tja, ich dachte, ich hätte das 700ter Objektiv drauf gehabt, wie kann das sein? Das 700ter ist ein richtiger Kawensmann und richtig, hätte ich daraus den Tiger gesehen, wäre der wohl noch 400 Meter entfernt gewesen. Eine unglaubliche Geschichte? Ja, unglaublich, aber wahr. Gott ist mit mir, ich bin inshallah.
Dieses Bild bieten wir in folgenden Formaten an:
Laserbelichtetes Kunstfoto auf Kodakpapier, kaschiert hinter einer Acrylglasplatte, 56cm x 56 cm
Plakatdruck bis 160 cm x 160 cm
Wandtapete bis 300 cm x 300 cm
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