Im Fluss
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Der Fluss lachte. Ja, es war so, es kam alles wieder, was nicht bis zu Ende gelitten und gelöst ward, es wurden immer wieder dieselben Leiden gelitten. Zitat aus Siddhartha von Hermann Hesse
Strömungsfilme - floating films war eine Kurzausstellung zwischen den an diesem Ort sonst von mir veranstalteten Livingrooms. Ich zeigte an diesem Wochenende eine Installation und die neueste Entwicklung in der Overheadprojektormalerei. Passend zurm Installationsthema zeigte ich alle meine noch vorhandenen Vectorgrafiken, Einzeldrucke, die in einem besonderen Verfahren, das es nur relativ kurze Zeit am Markt gab und in seinem dicken Farbauftrag am ehesten dem Siebdruck ähnelte, gedruckt wurden. Dieses Drucksystem wurde industriell nicht weiter verfolgt, weil der Unterhalt und die Komponenten, die Farbe und Verschleißteile, einfach zu teuer waren und das System über eine Auflösung von 600 DPI nicht hinaus kommen konnte. Für vectorgrafische Arbeiten ist diese Auflösung jedoch völlig ausreichend, da das Bild sich aus monochromen Farbflächen zusammensetzt und nicht aus Points und Pixeln.
In einem aus industriellen Metallteilen gefertigtem freistehenden Regal befanden sich 3 Projektoren auf denen jeweils eine Glasschale, gefüllt mit Wasser und Folienstücken einer Grundfarbe, gestellt wurden. Die Projektoren wurden so eingerichtet, dass sie auf der Projektionswand alle auf die gleiche Stelle projizierten, die Projektionen sich also addierten. Die unterste Schale hatte nur blaue Folienstücke, die mittlere rote und die obere gelbe Folienstücke. An den Projektoren wurden elektrische Kleingeräte, zum Teil auch Kinderspielzeug montiert, kleine Maschinen, die mit Dreh- und Schiebebewegungen die Folienstücke bewegten und verwirbelten. So entstand auf der Projektionswand ein ständiger Fluss von sich verändernden Farben und Formen. Durch die Projektionsaddition entstanden auch alle Mischfarben und Nuancen. Die davon gemachte Videoaufnahme ist bisher verschollen, irgendwann werde ich sie wiederfinden.
Dies war die erste Ausstellung in der ich vorwiegend vectorgrafische Arbeiten, die ab Ende der 90iger Jahre entstandenen sind, zeigen konnte.
Durch ein Gewitter wurde mir sehr viel Laufpublikum in die Halle gespült. Sie bummelten über den angrenzenden Trödelmarkt, wurden vom Regen überrascht und befanden sich unerwartet in einer Kunstausstellung. Die Menge blieb andächtig still, bewegte sich auf "leisen Sohlen", als ich "mechanisierte Teile" auf meinen Projektoren entwarf und dabei ganz locker mit unbefangenen Kunstinteressierten und - neugierigen nette Gespräche hatte.