Blaues Skizzenbuch Blatt 7

Datum

Richscribble

Blatt aus dem blauen Skizzenbuch
Graffitis sind Namen, Blatt 7 aus dem blauen Skizzenbuch, Aquarell auf Papier DIN A4, Zülpich 2009

Was sind Richscribbles?

Richscribble-Aquarelle aus dem blauen Skizzenbuch von johann franki folgen dem Lable 'Mach` groß, was dir gefällt'. Allen Orginalblättern aus dem Skizzenbuch wurde der kontrastbringende "Wash", die letzte Übermalung, die die Schatten einträgt um Tiefen zu erzeugen und die lichten Bereiche heraus zu heben, verweigert, um eine einschränkende farbliche, wie auch gestalterische Festlegung zu vermeiden. Erst bei der digitalen Aufarbeitung wird dieser Arbeitsgang mit Editoren am PC ausgeführt und verwahrt damit Interpretationsfreiheiten, die erst in einer separierten Druckdatei ihre abschließende Festlegung erhalten.

Vorgang

Von dem Richscribble wird ein Scan in großer Auflösung hergestellt und das digitale Ergebnis interpretiert und aufgearbeitet..

Nun beginnt der schönste Teil der Arbeit, denn es werden stimmige, harmonische und spannende Details gesucht, die als Ausschnitte einen starken Charakter haben, Details verfeinert und schließlich auf die Größe des DIN A1 Formats skaliert.


In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends wurden (endlich mal) staatliche Routinen erschaffen um Kunst und Kultur in der Breite zugänglich zu machen. Die Landesregierungen bieten seit dem projektbezogene Tätigkeitsfelder für alle Kunstschaffenden an, zum Beispiel Kultur und Schule in NRW. Man bewirbt sich dort mit einem Projekt und dem Co-Partner, der Schule, die dieses Projekt mit umsetzen möchte. Eine meiner Ideen war es ein Projekt zu Graffitis anzubieten und das zeigt dieses Blatt. Es ist mein Geburtsnachname „Olsowski“, expressiv im Graffiti-look skizziertes Aquarell im Richscribble-Style.

Viele Stadtbewohner wissen nicht, dass die ihnen von überall her zuzwinkernden Graffitis „veredelte“ Namenszüge sind. Dabei werden in allen möglichen Buchstaben, wie beispielsweise lateinischen, arabischen, kyrillischen Schriftzeichen, aber auch in althergebrachten Runen, bedeutsamen (oft indischen) Symbolen, bis hin zu Hieroglyphen und asiatischen Schriftzeichen die Künstlernamen kundgetan. Der Namenszug ist das ursprünglichste Graffiti, es bedeutet „Ich war/bin hier“ und ist als Aneignung des Raumes zu verstehen. In seiner Ursprünglichkeit entspricht es dem Wesen germanischer Kulturen, deren Träger ebenfalls in aller Welt ihre „Graffitis“ hinterlassen haben mit ähnlicher Bedeutung: Ich war hier, mich gibt es, ich bin wirkmächtig – was wiederum nichts anderes bedeutet als Raumaneignung und Landnahme.

Es hat mehr kontrastierenden Gripp, der weitere Interpretationen einschränkt, aber nicht unmöglich macht. Es findet sich zum Beispiel eine Heuschrecke in dem Namenszug, kein Wunder, denn es war die Zeit

Ausschnitt aus einem Richscribble
Ausschnitt 1 Blatt 7 vom blauen Skizzenbuch, eines Aquarells auf Papier, Zülpich 2023vom blauen Skizzenbuch, digital bearbeiteter Scan eines Aquarells auf Papier, Zülpich 2023

der Heuschrecken. Deutschland globalisierte sich nicht, sondern wurde verkauft. 2021 waren weniger als 15% der 40 größten und umsatzstärksten Firmen (DAX) im Besitz deutscher Investoren (Wer die Dax-Unternehmen wirklich besitzt.) Es gab mehr Arbeitslose, mehr zersprengte Familien, mehr perspektivlose Jugendliche, mehr Arbeit für Sozialarbeiter. Glauben Sie nicht den statistischen Zahlen, denn mit allerhand Tricks wird die Arbeitslosenquote nach unten beschönigt. Wer beispielsweise krank ist, oder in eine Maßnahme gedrängelt wurde (wie sollte man das anders benennen) steht dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung und fällt aus der Arbeitslosenstatistik heraus. Mit meinem Namen hat diese Heuschreckenpolitik nichts zu tun, diese Skizze „probt“ sozusagen das

Interpretation aus einem Richscribble
Variante 1 vom Ausschnitt 1 von Blatt 7 vom blauen Skizzenbuch, digital bearbeiteter Scan eines Aquarells auf Papier, Zülpich 2023

Graffiti meines Namens und bietet eine Fülle von interpretierbaren Artefakten. Es war eine erste Idee was ich Schulen und einem Landesprogramm anbieten könnte. Ich hatte mich dann aber für die Verbreitung der Overheadprojektion entschieden, die aber nicht über ein Halbjahr mit einer Klasse umzusetzen war. Deshalb bot ich auch andere Projekte an unter dem Label „Mach` groß was dir gefällt“, wobei die Projektorarbeit nur einen Teil ausmachte und zur Vorlagenherstellung genutzt wurde. Das passte auch viel besser zu meiner Arbeit, die ja gerade nicht Flächen durch manifestierte Farbe für immer besetzt halten will, sondern sich den Raum mittels Live-Projektion viel eindringlicher und nur in einem Zeitrahmen aneignet.

Die Graffiti-Arbeit kam dennoch zum Zuge, allerdings auf mehrere Meter große Bögen, gesponsert von der Verpackungsindustrie.





weitere Artikel zum Thema ,

zurück

weiter