Skizze: Der blinde Fleck

Datum

Aquarellskizze

Abdruck, Abklatsch einer bemalten Folie
Der blinde Fleck, Aquarellabdruck einer bemalten Folie, 42cm x 56cm, Köln 1998

Etwas suchen zu müssen ist für mich eine mittelschwere Tragödie. Was ich auch immer suche, es kann dicht vor meinen Augen sein und ich sehe es nicht, jedenfalls des öfteren ist es so. Der blinde Fleck begleitet mich schon mein ganzes Leben. Eine Gegentaktik ist es etwas genau da liegen zu lassen, wo ich damit zuletzt hantiert habe. Das klappt sehr gut, nur sieht es dann bald unaufgeräumt aus.

Es gibt ostasiatische Strategeme, ein über Jahrhunderte gewachsener Canon von Kriegslisten, verpackt in einem Satz, deren erster lautet: Verstecke dich im hellen Licht. Daran muss ich immer denken, wenn ich etwas suche und am Ende merke, dass ich x-mal daran vorbei gelaufen bin.

Blinde Flecken gibt es häufiger als man zunächst annehmen möchte. Ein besonderer blinder Fleck bilden die Polkappen unseres Planeten auf allen mir bekannten Fotos. Manchmal ist er weiß, manchmal schwarz, eine kreisrunde „Sichtblende“, denn der Pol, also die beiden Stellen, wo die Erdachse durchläuft, ist darunter verborgen, was zu manchen „Verschwörungstheorien“ Anlass gegeben hat. Sie glauben das nicht, oder bezweifeln das? Dann vergleichen Sie doch mal Fotos von der Erde aus den einzelnen Jahrzehnten seit dem Beginn der Raumfahrt. Sie werden feststellen, dass es kaum Fotos gibt, es gibt meist zusammengesetzte Einzelbilder, die dann in ihrer Gesamtheit den Planeten abbilden. Fotos , in denen die Erde insgesamt abgebildet wurde, gibt es keine 10. Im Vergleich werden Sie sehen, dass die Kontinente auf den wenigen Bildern einen ganz unterschiedlichen aspect ratio haben, so dass man eher von einer Bildmanipulation ausgehen muss, als von ehrlicher Fotografie.

Noch schlimmer steht es um filmische Aufnahmen. Die ersten Filme zeigen einen sich drehenden Planeten mit am Planeten befestigten Wolkenbändern, Erst spätere uns dargebotene Aufnahmen zeigen, wie die Kugel sich unter Wolkenbändern dreht.

So wurde es mal Zeit eine Homage an den blinden Fleck zu kreieren. Als Overheadprojektorkunst überzeugten mich die Ergebnisse nicht, zumal es von einer Projektion auch nur ein Foto, oder, zu der Zeit jedenfalls, nur ein Abdruck in DIN A3 der Folie der Overheadprojektormalerei geben konnte. Die Idee, die Folie eintrocknen zu lassen und sie dann zu laminieren, kam erst später.

Ich experimentierte mit „entspannten“ Aquarellfarben, wasserbasiert mit Anteilen von Tensiden, Seifen und anderes und machte davon dann Abdrücke, in dem ich ein ebenso großes Blatt auf die Folie legte und das ganze dann 1 Stunde ziehen ließ. Für den blinden Fleck probierte ich verschiedene geometrische Figuren aus, ein Kreis, Stern, Quadrat usw aus herkömmlichen Druckerpapier, welches ich in die Folie legte. Dieses Blatt ist ein Ergebnis zum Thema blinder Fleck, eine gute Vorlage für ein Leinwandbild.

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