Bild: Rosa Lichtblick
Datum
Aquarelle

Rosa Lichtblick, Gouache auf Papier, ca 30 cm x 40 cm, Köln 1998
Auf einer Party lernte ich eine bezaubernde Frau kennen. Sie war von der Art von der jeder etwas abhaben wollte und so verpasste ich das klitzekleine Zeitfenster, in der ich sie nach ihrer Telefonnummer hätte fragen können.
Mein Studiengang fing an stressig zu werden, ich wollte endlich die letzten Fachprüfungen ablegen und das Diplom machen, aber wie, wenn immerzu dieser wunderbare Mensch in alle gebüffelten Erkenntnisse und Gedankengänge hineinplatzt und sie einfach ausknippst. Ich versalzte mein Essen, ich beschmierte Leinwand und Papier, ich schrieb zusammenhanglose Sätze usw und endlich, kam ich auf den alternativlosen Gedanken „Ich muss sie wiedersehen“ und wie zur Bestätigung fing mein Herz an laut zu pochen.
Über einen Kommilitonen erfuhr ich wo sie arbeitete und wie sie hieß. Ich rief dort an und hatte sie tatsächlich am Telefon. Ich stellte mich vor, erinnerte an die Party und dass ich sie gerne zu einem Stadtspaziergang einladen möchte. Sie sagte kaum etwas, doch schien sie sich zu freuen und willigte unkompliziert direkt ein. Wunderbar. Auf dem Weg zum Rudolfplatz in Köln traf ich meinen Bruder, der mich neugierig zu meinem Date begleiten wollte. Als ich sie von weitem sah, blieb ich stehen, zeigte sie meinem Bruder und wir beobachteten sie eine Minute lang. Mir fiel es auf einmal wie Schuppen von den Augen, sie war es nicht, es war nicht diese sanfte, lustige, wundervolle Frau, die ich auf der Party kennengelernt hatte. „Jetzt geh`schon“ sagte mein Bruder. „Ich kann nicht – sie ist es nicht“, aber mein Bruder glaubte wohl, dass ich auf einmal schüchtern geworden bin. Ja, sie war blond, sehr hübsch, stilhaft gekleidet, große Augen, die dauernd den gierigen Blicken alter und junger Männer auswichen. „Ich kann da nicht hingehen, was soll ich ihr sagen? Du bist es nicht? Mein Bruder verstand langsam. „Hast du denn“, fragte er mich mit langsamen Worten, „etwas dagegen, wenn ich sie begrüße?“ „Danke, danke, nein überhaupt nicht“, ich klopfte ihm auf die Schulter, „viel Spass – okay?“ „Mit was?, no money“. Ich drückte ihm einen Fuffy in die Hand und verschwand schnell. Von weitem sah ich noch wie sehr sie sich freute meinen Bruder kennen zu lernen.
Ja, sie hieß auch Anna, war blond und Krankenschwester und auf einmal wurde mir klar, dass ich mit diesen viel zu allgemeinen Parametern noch eine ganze Menge Dates machen müsste um mit Glück irgendwann die richtige Anna zu finden. Ich schwang mich auf mein Fahrrad und fuhr den langen, langen Weg von Köln nach Elsdorf zu dem, der die Party gemacht hatte, bedankte mich dort nochmal für den schönen Abend und fragte beiläufig nach der Anna. So erfuhr ich das richtige Krankenhaus und rief am selben Abend dort noch an, zeigte mich bei einer sehr verständnisvollen Pförtnerin von meiner besten Seite und konnte die Station in Erfahrung bringen – und eh ich mich versah, wurde ich auch gleich dorthin geleitet – und hatte sie am Telefon. Auch diesmal war es ein kurzes Gespräch, fast genau dasselbe, was ich schon einmal geführt hatte. Sie lud mich für den nächsten Tag zu sich nach Hause ein.